EU-Referenzlabor für Pestizidrückstände in Lebensmitteln tierischer Herkunft und Waren mit hohem Fettgehalt

Dr. Björn Hardebusch (CVUA Freiburg)

 

EURL-LogoDas CVUA Freiburg ist seit Juli 2006 Referenzlabor der Europäischen Union (EURL) für Pestizide in Lebensmitteln tierischer Herkunft und Waren mit hohem Fettanteil (EURL AO).

 

Das EURL AO in Freiburg ist dabei Teil eines Netzwerkes von insgesamt vier EURLs, die sich mit Pestizidrückständen in Lebens- und Futtermitteln beschäftigen. Die vier EURLs arbeiten gemeinsam „als verlängerter Arm“ der Direktion SANTE der Europäischen Kommission und betreuen die jeweiligen Nationalen Referenzlaboratorien (NRL) in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union.

 

EURL Network 

Referenzlabore der Europäischen Union für Pestizidrückstände in Europa

 

Die Aufgaben der EURLs sind in Artikel 32 der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 des europäischen Parlaments und des Rates über amtliche Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts sowie die Bestimmungen über Tiergesundheit und Tierschutz festgelegt. Ab dem 14. Dezember 2019 wird diese Verordnung durch die Verordnung (EU) Nr. 2017/625 abgelöst. Die Zuständigkeiten sind dann in Artikel 94 aufgeführt.

 

Zu den Aufgaben gehören unter anderem:

  • Detaillierte Informationen an nationale Referenzlaboratorien über Analyseverfahren sowie die Koordinierung der Anwendung von diesen Analyseverfahren seitens der nationalen Referenzlaboratorien. Insbesondere sollen Laboreignungsprüfungen (vergleichende Tests) durchgeführt werden und, sofern hierbei Auffälligkeiten festgestellt werden, geeignete Anschlussmaßnahmen getroffen werden.
  • Die wissenschaftliche und technische Unterstützung der Kommission, insbesondere in Fällen, in denen Mitgliedstaaten Widerspruch gegen Analysenergebnisse stellen
  • Die Koordinierung - innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs - der praktischen Regelungen für die Anwendung neuer Analysenverfahren und der Information nationaler Referenzlaboratorien über Fortschritte in diesem Bereich

 

Nach nunmehr über 10 Jahren haben die vier EURLs für Pestizide gemeinsam ein umfassendes Netzwerk etabliert, dem alle amtlichen Laboratorien in der Europäischen Union, aber auch zahlreiche Laboratorien aus Drittländern angehören. Die Mitglieder des EURL AO-Teams arbeiten in vielen nationalen und internationalen Gremien mit.

 

Proficiency Tests / PTsZur Überprüfung der analytischen Fähigkeiten der NRLs werden alljährlich Laboreignungsprüfungen (European Union Proficiency Tests / EUPTs) durchgeführt. Die Teilnahme an EUPTs ist Pflicht für die jeweiligen NRLs und seit 2009 auch für alle amtlichen Laboratorien in der EU, die Lebensmittel und Futtermittel nach dem koordinierten Kontrollprogramm der Gemeinschaft untersuchen. Führen private Laboratorien diese Untersuchungen im Auftrag eines Mitgliedsstaates durch, so sind auch diese zur Teilnahme verpflichtet.

Laboratorien aus EFTA-Staaten (Island, Norwegen, Schweiz) sowie Laboratorien aus Drittländern, die entsprechende Waren in die Europäische Union exportieren, haben die Möglichkeit an den EUPTs teilzunehmen. Jährlich nehmen daher etwa 100 Laboratorien an den von EURL AO angebotenen EUPTs teil. [siehe Grafik]

 

Grafik: EUPT-Teilnehmer 

 Die jeweiligen Auswertungen und Abschlussberichte werden dem „Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed, Section Pesticide Residues“ in Brüssel präsentiert.

 

Einmal jährlich findet ein Workshop statt, bei dem u.a. die Ergebnisse des abgeschlossenen EUPT diskutiert werden sowie insbesondere Neuerungen auf den Gebieten Analytik und des europäisches Recht ausgetauscht werden. Veranstaltungsort für Workshops in geraden Kalenderjahren ist Freiburg. Diese kleineren Workshops bieten die Möglichkeit zu wissenschaftlichen und fachlichen Diskussionen über Analysenverfahren und Herausforderungen in der Pestizidanalytik tierischer Lebensmittel.

 

Alle Zwei Jahre finden gemeinsame Workshops für das gesamte Pestizidnetzwerk statt. Die bisherigen Veranstaltungsorte waren Valencia (2007), Kopenhagen (2009), Freiburg (2011), Almeria (2013), Stuttgart (2015) und Freiburg (2017). Der nächste gemeinsame Workshop soll 2019 wieder in Kopenhagen stattfinden.

 

Zu den weiteren Aufgaben gehören unter anderem die Entwicklung neuer Analysenverfahren, sowie die Weiterentwicklung bestehender bereits etablierter Verfahren. So hat das EURL AO unter anderem ein Verfahren zur Untersuchung von Pestizidrückständen in der Matrix Leber entwickelt. Im Rahmen zweier Diplomarbeiten wurde in Kooperation mit der Universität Dresden die im pflanzlichen Bereich angewandte QuEChERS-Methode für die tierischen Matrices angepasst, so dass damit sowohl LC-MS/MS als auch GC-MS/MS gängige Analyten untersucht werden können. Die Arbeiten wurden unter anderem mit wissenschaftlichen Beiträgen bei internationalen Konferenzen vorgestellt. Die Teilnahme an internationalen Pestizid-Konferenzen ist für das EURL AO obligatorisch.

 

Fipronil in Eiern war das Thema im Sommer 2017. Hierbei stand das EURL AO mit Rat und Tat zur Seite und stellte entsprechend eine Methode zur Analytik von Fipronil und seinen Metaboliten in Ei und Erzeugnissen mit Ei auf der EURL Homepage zur Verfügung.

 

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Unterstützung der nationalen Referenzlabore z.B. bei analytischen Fragestellungen oder rechtlichen Unklarheiten. Einmal jährlich besucht das EURL AO ein nationales Referenzlabor. Zudem finden regelmäßig Trainingskurse für interessierte Vertreter der NRLs in Freiburg zu unterschiedlichen Themen statt. Neue Analysenverfahren werden ebenso geschult wie theoretische Kurse zur Validierung von Untersuchungsverfahren.

 

Weitere Informationen über die Tätigkeiten der EURLs für Pestizide erhalten Sie hier.

 

Europakarte mit den EURL-Standorten

 

 

 

 

Bericht aktualisiert am 16.05.2018

 

 

Artikel erstmals erschienen am 03.06.2009