Das CVUA Freiburg legt seinen Jahresbericht 2011 vor
Hans-Ulrich Waiblinger
Untersuchungsergebnisse
Die Beanstandungsquote betrug bei Lebensmitteln genau 20 Prozent. Erfreulicherweise mussten davon nur 6 Proben (=0,1 % aller Proben) als gesundheitsschädlich beurteilt werden, etwa wegen krankheitserregender Listerien oder Salmonellen in tierischen Lebensmitteln sowie Trockenpilzen.
Mit 27,6 % noch höher lag bei Kosmetika die Quote von Proben mit festgestellten Abweichungen von der Norm. Hierzu zählten 4 Proben (= 5 % aller Proben) mit gesundheitschädlichen Eigenschaften: Permanent-Make-up bzw. Tätowierfarben mit krebserregenden Abspaltungsprodukten von Azofarben bzw. deutlich erhöhten Gehalten an allergisierendem Nickel waren betroffen.
Großer EHEC-Ausbruch durch Verzehr von Sprossen
Bockshornkleesamen aus Ägypten die in einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb und von Privatpersonen zur Sprossenproduktion verwendet wurden, waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Ursache des größten EHEC-Ausbruchsgeschehens, das in Deutschland je beschrieben wurde.
Insgesamt forderte die Epidemie in Deutschland 53 Todesopfer. Wie auch in anderen Bundesländern wurde der Ausbruchstamm O104:H4 aus keiner der untersuchten Samen- oder Sprossenproben isoliert. Das CVUA berichtet rückblickend über den Fall, der die Medienberichte im Frühsommer 2011 beherrschte.
Dioxine und dl-PCB: Ergebnisse bei Lebensmitteln überwiegend unauffällig / Futtermittel weiterhin im Fokus
Insgesamt unauffällig waren die festgestellten Hintergrundbelastungen an Dioxinen und dioxinähnlichen (dl-) PCB bei dem überwiegenden Teil der untersuchten Lebensmittel. Allerdings gab es auch beanstandungsrelevante Höchstgehaltsüberschreitungen bei Hühnereiern, Mineralerde, Rindfleisch, Hühnerfleisch und Schafleber.
Bundesweit in den Schlagzeilen war der Kontaminationsfall bei einem Futtermittelhersteller in Niedersachsen. In Legehennenfutter und auch bei Fleisch und Eiern wurden Höchstgehaltsüberschreitungen von Dioxinen festgestellt, Ursache waren eingemischte technische Fettsäuren in Futterfett.
Sämtliche hier untersuchten Proben aus möglicherweise betroffenen Betrieben wiesen unauffällige Dioxingehalte auf. Allerdings wurde im Rahmen eines Sonderuntersuchungsprogramms bei Futterfetten und -ölen bei einer Probe eines Mischfutteröls zu hohe Dioxingehalte festgestellt, die weitere Maßnahmen der Überwachung erforderlich machten.
Lesen Sie den ausführlichen Jahresbericht zu Dioxinen und dl-PCB hier
Reaktorunfall von Fukushima: Nur geringste Auswirkungen in Deutschland
Ein weiteres großes Thema, das auch die Arbeit des CVUA Freiburg beeinflusste, war der Reaktorunfall in Fukushima: Allerdings waren die direkten Auswirkungen der Katastrophe auf unseren Raum - im Gegensatz zu dem Unglück von Tschernobyl 1986 - nur sehr gering.
Es blieb bei geringsten Spuren an radioaktivem Iod-131 und Cäsium-137, deren Eintreffen in Deutschland am 25. März 2011 auf dem „Schauinsland" im Schwarzwald registriert wurde. Eine Untersuchungsreihe für im Handel befindliche Lebensmittel aus Japan bzw. dem ostasiatischen und pazifischen Raum ergab keine Auffälligkeiten.
Gentechnische Veränderungen in Honig
Am 6. September 2011 hat der Europäische Gerichtshof in einem vielbeachteten Urteil entschieden, dass Honige, die Pollen mit gentechnisch veränderter DNA enthalten, prinzipiell den europäischen Zulassungs- und Kennzeichnungsbestimmungen für gentechnisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel unterliegen.
Ein Untersuchungsprogramm mit Schwerpunkt bei Importhonigen zeigte, dass gentechnisch veränderte Soja in Importware relativ häufig anzutreffen ist. Auch nicht zugelassener GV-Raps wurde nachgewiesen.
Falsche Herkunftsangaben bei Äpfeln, Spargel und Gurken
Mit moderner Stabilisotopen-Technik konnten wiederum Verdachtsmomente der Ermittlungsbehörden analytisch bestätigt werden: Äpfel stammten nicht, wie angegeben, vom Bodensee, sondern aus einer anderen Region in Deutschland; auch bei Spargelproben wurde nachgewiesen, dass die Herkunftskennzeichnung „deutsch" oder „Elsass" nicht der tatsächlichen Herkunft entsprach.
Gurken, die vermutlich aus Holland stammten, wurden als „Reichenauer Gurken" angeboten. Diese Herkunft konnte ebenfalls anhand der Stabilisotopendaten ausgeschlossen werden.
Tiergesundheitsdiagnostik: Neue Infektionskrankheiten beobachtet
Bei anhaltender globaler Klimaerwärmung ist zunehmend auch das Auftreten von „neuen" Infektionskrankheiten bei Tieren in Deutschland zu befürchten. Blutsaugende Insekten, Zecken und Milben, sind hier oft die Überträger. Das Gebiet des südlichen Oberrheins stellt auf Grund seiner klimatischen Bedingungen die Eintrittspforte für Erreger aus warmen Ländern dar.
In einem Projekt zur Früherkennung zweier Infektionskrankheiten aus dem Mittelmeerraum sollen Füchse als mögliches Erregerreservoir identifiziert werden.
Erstmals festgestellt wurde das sogenannte Usutu-Virus bei toten Wildvögeln, auch hier sind Stechmücken die Überträger.
Wechsel in der Leitung des CVUA Freiburg
Seit dem 1. August 2011 hat das CVUA Freiburg eine neue Amtsleiterin. Der bisherige Chef Dr. Roland Renner schied altershalber aus dem Dienst aus, die bisherige Stellvertreterin Dr. Heike Goll hat seine Nachfolge angetreten. Im November 2011 wurde mit der Bestellung von Chemiedirektor Frieder Grundhöfer zum stellvertretenden Amtsleiter das Leitungsteam vervollständigt.
Der soeben erschienene Jahresbericht 2011 des CVUA Freiburg informiert über Besonderheiten und Schwerpunkte.
Weitere ausführliche Berichte zum Download:
Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg
Weitere Berichte zu ausgewählten Themen
Untersuchungen bei Trink- und Mineralwasser
Dioxine und dl-PCB in Lebens- und Futtermitteln
Bildnachweis:
CVUA Freiburg: Pazifik-Shrimps, Honige, Amsel, Laborbilder
BirgitH: scheibchenweise, www.pixelio.de, Image-ID: 333588
BfR: Bockshornkleesamen