Natürliches Mineralwasser aus dem Internet

C. Tschiersch: Sachverständiger am CVUA Karlsruhe Co-Autor(en): Stabsstelle Ernährungssicherheit am RP Tübingen: Kontaktstelle für die Überwachung des Internethandels in Baden-Württemberg

 

In Deutschland liegt der mengenmäßige pro-Kopf-Konsum von natürlichem Mineralwasser noch immer knapp hinter dem von Kaffee. Dennoch gilt es als der Durstlöscher schlechthin, und der Verbrauch ist stetig steigend. Das liegt u.a. an der schnellen Verfügbarkeit, am günstigen Preis, an der zuverlässigen Qualität und der eindeutig gesunden Assoziation.

 

Bei bestimmten Gelegenheiten wünscht sich aber inzwischen so mancher Verbraucher auch beim Konsum von natürlichem Mineralwasser etwas mehr Exklusivität. So kann in angesagten Bars und in Diskotheken oder auch zum sternegekrönten Abendessen inzwischen aus einer Vielzahl von importierten natürlichen Mineralwässern ausgewählt werden. Diese gibt es selten im Getränkemarkt vor Ort zu kaufen, aber inzwischen gut sortiert und sogar in Einzelflaschen auf einigen Internetseiten zu bestellen.

 

 

Warum die Vielfalt?

Wasser unterscheidet sich nicht allein durch den Preis, sondern natürlich durch ihre Herkunft, den Kohlensäuregehalt, die Aufmachung der Flasche und insbesondere durch die Mineralisation. Die Zusammensetzung und die Menge an gelösten Inhaltsstoffen wie Kalium, Natrium, Chlorid oder Sulfat wirkt sich letztendlich auf den Geschmack eines Wassers aus. Einen Unterschied erkennt man oftmals aber erst, wenn man verschiedene Wässer nebeneinander probiert.

 

Exklusivität hat ihren Preis

Wem es das Kennenlernen oder die Überzeugung wert ist, der kann für eine Flasche Wasser über 100 Euro je Liter ausgeben, wobei dann meist eine ausgefallene Verpackung den Preis zusätzlich in die Höhe treibt. Die meisten natürlichen Mineralwässer aus dem Ausland, die es bei uns im (Internet)-Handel zu kaufen gibt, kosten zwischen 2 und 8 Euro je Liter. Auf derartige Wässer hat sich auch die Auswahl bei dieser Untersuchung beschränkt.

 

Die Wasserwelt aus dem Internet

Das CVUA Karlsruhe beschäftigt sich in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Tübingen bereits seit 2007 mit gezielten Internetrecherchen, Internetkäufen und anschließenden Untersuchungen von verschiedenen Lebensmitteln, Kosmetika und Bedarfsgegenständen (https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=2&Thema_ID=1&ID=1911&Pdf=No&lang=DE). Für dieses Mineralwasserprojekt wurde in ähnlicher Weise recherchiert, auf welchen (deutschen) Internetseiten ausländische natürliche Mineralwässer zum Kauf angeboten wurden. Die Flaschen wurden stichprobenartig bestellt und auf eine rechtskonforme Pflichtkennzeichnung (leicht verständliche Sprache, Verkehrsbezeichnung, Mindesthaltbarkeitsdatum, Analysenauszug, Quellname etc.) geprüft. In einem Gremium von 6 Personen wurde eine Sensorik durchgeführt (Aussehen, Geruch, Geschmack), um hier Abweichungen ggf. schnell erkennen und weitere Untersuchungen einplanen zu können.

 

Das chemische und mikrobiologische Untersuchungsspektrum wurde breit gefächert: Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, anionische Bestandteile (Chlorid, Fluorid, Sulfat, Nitrat, Phosphat), Elemente und Schwermetalle (z.B. Arsen, Antimon, Blei, Kupfer, Quecksilber oder Chrom + 12 weitere), mikrobiologische Parameter (E. coli, Coliforme Keime, Fäkalstreptokokken, Pseudomonas aeruginosa und sulfitreduzierende Anaerobier).

 

Für Mineralwasserquellen gilt zudem grundsätzlich die Vorgabe, dass sie vor Verunreinigungen geschützt sein müssen. Das bedeutet, dass eine Quelle u.a. nicht durch Oberflächen- oder Abwässer beeinträchtigt werden darf. Dies wurde über Untersuchungen auf die synthetischen Süßstoffe Aceulfam-K, Cyclamat und Saccharin geprüft, da Süßstoffe eine eindeutig anthropogene, also vom Menschen verursachte Verunreinigung darstellen. Süßstoffe werden ausschließlich vom Menschen hergestellt, kommen also in der Natur nicht vor. Mit der Nahrung aufgenommen werden viele Süßstoffe im menschlichen Organismus auch nicht verstoffwechselt, so dass sie meist unverändert wieder ausgeschieden werden. Auch Kläranlagen können diese Stoffe nicht filtern. So gelangen sie in die Umwelt und können letztendlich auch im Trinkwasser oder natürlichen Mineralwasser landen.

Zur Untersuchung wurden 13 ausländische natürliche Mineralwässer aus folgenden 10 Ländern von der Stabstelle Ernährungssicherheit am RP Tübingen in Online-Shops gekauft und vom CVUA Karlsruhe untersucht: Dänemark, Norwegen, Finnland, Island, Großbritannien (Schottland, England (2), Wales), Spanien, Griechenland, Südafrika, Fiji und Neuseeland.

 

 

 

Ergebnisse der Untersuchung

Die untersuchten chemischen und mikrobiologischen Parameter waren im Ergebnis ausnahmslos unauffällig. Lediglich eine Probe zeigte im Geschmack minimale Abweichungen, die aber ggf. nur im direkten Vergleich mit den anderen natürlichen Mineralwässern auffiel. Analytisch konnten hier keine Besonderheiten festgestellt werden.

 

Die Angaben auf den Etiketten entsprachen überwiegend den rechtlichen Kennzeichnungsvorschriften und waren in fast allen Fällen mit einem deutschen Zusatzetikett versehen. Eine Probe wurde jedoch diesbezüglich beanstandet, da die verwendete Schriftsprache (griechisch) als nicht leicht verständlich beurteilt wurde und eine (deutsche) Zusatzetikettierung fehlte.

 

Die Beanstandung wurde von der Stabsstelle Ernährungssicherheit an die für den betroffenen Onlinehändler zuständige Behörde weitergeleitet. Diese veranlasst, dass dem Verbraucher in Zukunft eine leicht verständliche Kennzeichnung zu Verfügung  gestellt wird.

 

Fazit

Die exotisch anmutenden natürlichen Mineralwässer aus dem Internet entsprachen im Rahmen dieser Untersuchung und mit Ausnahme einer nicht leicht verständlichen Etikettierung alle den Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung. Ob man nun für eine Flasche 2 oder deutlich mehr Euro je Liter Mineralwasser ausgeben möchte, um ein vermeintlich „besonderes“, in jedem Falle aber ein bei uns eher selteneres Produkt zu erstehen, muss mit sich selbst und dem eigenen Geldbeutel ausgemacht werden. Ein besseres Produkt erhält jedenfalls nur jemand, der über Geschmack sowie ein mitverkauftes Produktimage streiten mag.

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 26.05.2015