Perfluorierte Tenside in Fischen aus dem Bodensee

Perfluorierte Tenside werden seit ca. 50 Jahren in der Industrie verwendet und sind mittlerweile in allen Umweltbereichen anzutreffen. Aufgrund ihrer Persistenz und Mobilität sind sie als wasserwerks- und trinkwasserrelevante Stoffe anzusehen. Im Bodensee wurden Konzentrationen von unter 5 ng/L detektiert, was als eine schwache Belastung für Oberflächengewässer einzustufen ist.

Im Rahmen eines Monitoringprogrammes des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg wurden 43 Fische aus dem Bodensee auf Rückstände an perfluorierten Tensiden (PFT) untersucht. In 40 Fischfilets (93%) wurden PFT nachgewiesen und in allen Fischlebern eine PFT-Belastung von durchschnittlich 210 µg/kg bestimmt.

 

Von 10 untersuchten PFT Einzelsubstanzen (C 3-C 12) setzt sich in der Muskulatur der PFT-Gehalt ausschließlich aus Perfluorooctansäure (PFOS) zusammen. Die PFOS-Konzentrationen liegen bei 72% der untersuchten Fische über der Bestimmungsgrenze mit einem Mittelwert von 9,9 µg/kg.

Insgesamt liegt die PFOS-Belastung der Fischmuskulatur unterhalb der vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen täglich duldbaren Aufnahmekonzentration (TDI) für einen durchschnittliches Körpergewicht von 60 kg und einen täglichen Verzehr von 300g Fisch (TDI = 0,15 µg/kg Körpergewicht/Tag).

In der Leber sind die Konzentrationen an PFT um den Faktor 11 bis 61 höher als in der Muskulatur. Dabei überwiegt auch in der Leber mit 91% bis 100% der Anteil an PFOS. Des weiteren wird in der Leber die Perfluorodecansäure (PFDA) detektiert und in einigen wenigen Proben zusätzlich die Perfluorododecansäure (PFDoDA). Die Leber weist maximale PFOS Konzentrationen von bis zu 590 µg/kg (Barsch) auf. Diese Konzentrationen sind vergleichbar mit der mittleren PFOS-Konzentration in Wildschweinelebern aus dem Monitoringprogramm 2007/2008 (Mittelwert 505 µg/kg).

 

Es konnten starke Unterschiede in der PFT-Konzentration in Abhängigkeit zur Fischart festgestellt werden. Da Raubfische durchschnittlich höhere PFT-Belastungen aufweisen (Abbildung: blaue Balken), wird eine Bioakkumulation entlang der Nahrungskette, wie auch in anderen Studien dargelegt, bestätigt.

Beim Barsch ist über die Fischlänge und das Fischgewicht ein Zusammenhang zwischen dem Alter der Fische und der PFT-Konzentration in der Leber zu erkennen. Die PFT-Konzentration steigt mit zunehmendem Alter. Für Felchen ist diese Korrelation nicht zu erkennen, wobei sowohl Barsch als auch Felchen in ähnlicher Größe (vermarktungsüblich) beprobt wurde. Möglicherweise ist diese Korrelation nur bei höheren Konzentrationen und/oder nur bei Raubfischen zu beobachten.

 

Abbildung 1: Mittlere PFOS-Konzentration in Leber: blau: Raubfisch, weiß: Friedfisch.

Abbildung 1: Mittlere PFOS-Konzentration in Leber: blau: Raubfisch, weiß: Friedfisch.

 

Für Felchen ergibt sich eine geschlechtsspezifische Abhängigkeit der PFT-Konzentration in der Leber, wobei die Konzentration in männlichen Fischen höher ist als in weiblichen.

 

Fazit

Insgesamt zeigt diese Studie, dass die ubiquitäre Verbreitung der PFT - hier vor allem des PFOS - auch im Bodensee zu erkennen ist. Es wurde sowohl eine Akkumulation des PFOS in den Fischen als auch eine Biomagnifikation entlang der Nahrungskette deutlich. Bei einer durchschnittlichen PFOS-Konzentration von 10 µg/kg müsste ein 60 kg schwerer Mensch täglich 900 g oder wöchentlich 6,3 kg Fischfilet essen, um den vom BfR herausgegebenen TDI-Wert von 0,15 µg/kg Körpergewicht zu erreichen. Daher sind die ermittelten Gehalte im Hinblick auf den Fischverzehr als unkritisch zu betrachten.

 

Weitere Informationen

Lesen Sie den ausführlichen Gesamtbericht, der als PDF-Dokument verfügbar ist.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 23.11.2009