Einsatz von FTIR und Ionenchromatographie mit multivariater Auswertung zur Authentizitätsprüfung von Tequila

Dr. D. Lachenmeier

 

Die mexikanische Spirituose Tequila, deren Bezeichnung auch in Europa geschützt ist, darf ausschließlich aus der blauen Varietät der Tequila-Agave (Agave tequilana Weber var. azul, Agavaceae) hergestellt werden.

Zwei grundsätzliche Kategorien werden unterschieden: Tequila, der zu 100% aus Agaven gewonnen wird ("100% Agave Tequila"), und Tequila, der mit bis zu 49% Fremdzucker hergestellt wird ("Mixed Tequila"). Das Premiumprodukt "100% Agave Tequila" darf nur direkt in Mexiko in Flaschen abgefüllt werden, während der "Mixed Tequila" üblicherweise erst im Importland auf Trinkstärke eingestellt wird.
Zur Unterscheidung der Produktkategorien werden die Hauptbestandteile der Spirituose mit zwei einfachen und kostengünstigen Methoden charakterisiert: die Wasserqualität durch Ionenchromatographie sowie der alkoholische Destillatanteil durch FTIR-Spektroskopie. Die Analysenergebnisse von authentischen mexikanischen Tequilas (n=14) und im Handel in Mexiko und in Deutschland erhältlichen Proben (n=24) werden mittels Hauptkomponentenanalyse (PCA) ausgewertet. Die PCA der Anionen Chlorid, Nitrat, Sulfat, Acetat und Oxalat erlaubt eine Klassifizierung zwischen in Mexiko und Europa abgefüllten Produkten, jedoch keine Unterscheidung zwischen den Kategorien. Mexikanische Produkte haben signifikant (p=0,0014) niedrigere Anionengehalte (1,5−5,1 mg/L, Mittelwert 2,5 mg/L) als in Importländern abgefüllte (3,3−62,6 mg/L, Mittelwert 26,3 mg/L). FTIR in Verbindung mit PLS-Regression ermöglicht eine schnelle Screening-Untersuchung von Spirituosen auf die Parameter Dichte, Alkoholgehalt sowie die Begleitstoffe Methanol, Ethylacetat, Propanol-1, Isobutanol und 2-/3-Methyl-1-butanol. Die PCA der Begleitstoffe erlaubt die Unterscheidung zwischen den Tequila-Kategorien. Methanol und Isobutanol verursachen die Variabilität in PC1, die zur Unterscheidung führt. Die Konzentrationen von Methanol und Isobutanol sind signifikant (Methanol: p=0,004, Isobutanol: p=0,005) höher in der "100% Agave" Kategorie (Methanol: 297,9 ± 49,5 g/hl r.A., Isobutanol 251,3 ± 34,9 g/hl r.A.) als in der "Mixed" Kategorie (Methanol: 197,8 ± 118,5 g/hl r.A., Isobutanol 151,4 ± 52,8)
Im Vergleich zu früher entwickelten Methoden zur Unterscheidung der Tequilakategorien wie HRGC-C/P-IRMS oder SNIF-NMR ist insbesondere FTIR-Spektroskopie wesentlich einfacher in der Routineanalytik durchzuführen. Eine Probenvorbereitung ist nicht erforderlich und die Ergebnisse liegen innerhalb weniger Minuten vor. Im Bedarfsfalle sind die FTIR-Screening-Ergebnisse durch weitere Analysentechniken wie Gaschromatographie abzusichern. Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass im Handel in Deutschland fast ausschließlich mit Fremdzucker hergestellte Produkte erhältlich sind, die aber den mexikanischen Etikettierungsvorgaben entsprechen.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 24.11.2008