Bunt bedruckte Muffinförmchen – ein Hingucker mit Beigeschmack

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Verena Koospal, Lydia Richter, Witta Kaiser, Melanie Lang

 

Bunte, häufig mit Kindermotiven, bedruckte Muffinförmchen sind vor allem bei den Kleinsten sehr beliebt. Das CVUA Stuttgart hat im Frühjahr 2018 20 Muffinförmchen mit den verschiedensten Motiven auf Mineralölbestandteile untersucht und dabei nahezu die Hälfte aufgrund von nicht unerheblichen Mengen an Mineralölbestandteilen als auffällig beurteilt.

 

Wie kommt das Mineralöl in die Muffinförmchen?

Muffinförmchen bestehen aus Frischfaserpapieren, die in der Regel keine bzw. nur Spuren an Mineralöl enthalten. Werden diese jedoch bedruckt, so können Druckfarben zum Einsatz kommen, die Mineralöl als Lösungsmittel enthalten (siehe Infokasten 1).

Neben den Druckfarben werden Wachse zur Beschichtung der Förmchen verwendet, um ein Durchweichen dieser und das Ankleben am Teig zu verhindern. Diese Wachse können zum einen aus Mineralöl bestehen, zum anderen aber auch natürlichen Ursprungs sein, wie beispielsweise Bienen-, Candilla- oder Carnaubawachs (siehe Infokasten 2).

 

Ist Mineralöl gefährlich?

Mineralöle werden aufgrund ihrer chemischen Struktur in gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) und aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH) eingeteilt. Laut der Stellungnahme „Scientific Opinion on Mineral Oil Hydrocarbons in Food“ der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) [1] können MOSH bestimmter Kettenlänge im menschlichen Fettgewebe sowie in Milz, Leber und Lymphknoten akkumulieren, d.h. sie reichern sich dort an. MOAH werden von der EFSA als möglicherweise krebserzeugend eingestuft. Aufgrund dessen wird vor allem die Kontamination von Lebensmitteln durch MOAH als besorgniserregend angesehen und gefordert, dass eine weitgehende Minimierung des Gehaltes anzustreben ist [1].

 

Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?

Gemäß der Rahmenverordnung (EG) Nr. 1935/2004 sind Materialien und Gegenstände nach guter Herstellungspraxis so herzustellen, dass sie unter den normalen oder vorhersehbaren Verwendungsbedingungen keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind, eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel herbeizuführen. Für Mineralölübergänge aus Lebensmittelbedarfsgegenständen wie Muffinförmchen existieren weder eine nationale noch eine europäische Höchstmengenregelung. Nach der BfR-Empfehlung XXV [2] sind jedoch Wachse im Sinne dieser Empfehlung für Muffinförmchen nicht zugelassen. Darüberhinaus darf gemäß der BfR-Empfehlung XXXVI/2 für Papiere, Kartons und Pappen für Backzwecke [3] bei der Verwendung von Papieren für Backzwecke der Übergang von Mineralölen mit der Kettenlänge C10 bis C16 auf Lebensmittel 12 mg/kg bzw. der Kettenlänge C16 bis C20 auf Lebensmittel 4 mg/kg nicht überschreiten.

 

Untersuchungsergebnisse

Vor diesem Hintergrund wurden im Frühjahr 2018 20 bedruckte Muffinförmchen auf Mineralölbeastandteile untersucht. Auffällig waren hierbei vor allem die vollflächig eher dunkel bedruckten Förmchen.

 

Untersuchungsergebnisse der Kampagne "Muffinförmchen" in Zahlen
Beanstandungsgrund
Anzahl der Proben
Maximaler Gehalt (mg/kg)
Kettelänge C10 bis C50
MOSH
MOAH
Mineralölbasierte Druckfarbe
7
9270
360
Wachse
2
1230
n.b.
Ohne Beanstandung
11
   

n.b. = nicht bestimmbar

 

Insgesamt wurden sieben Proben aufgrund der erheblichen Menge an MOSH (bis zu 9270 mg/kg Förmchen) und MOAH (bis zu 360 mg/kg Förmchen) als auffällig beurteilt. Durch ein charakteristisches Muster bei der Mineralöluntersuchung konnte der Rückschluss auf die Verwendung mineralölbasierter Druckfarben gezogen werden. Zudem wurden zwei Proben aufgrund des Einsatzes von Wachsen als auffällig beurteilt, da hierbei der Gehalt an gesättigten Kohlenwasserstoffen um das 10-fache höher war als bei den als unauffällig beurteilten Förmchen. Neben der Bestimmung der Mineralöle im Muffinförmchen wurden auch Untersuchungen mit dem Prüfsimulanz MPPO (modifizierten Polyphenylenoxiden) durchgeführt, um den Übergang an Mineralöl auf das Lebensmittel abzuschätzen. MPPO simuliert dabei den darin gebackenen Muffin. Auch hier konnte bei den auffälligen Proben ein Übergang von MOSH (bis 22 mg/kg Muffin) bzw. MOAH (bis 0,4 mg/kg Muffin) auf das Simulanz festgestellt werden.

 

Fazit

Mehr als die Hälfte der untersuchten Förmchen (55 %) zeigten keine auffälligen Mineralölgehalte, die auf Verwendung von mineralölbasierter Druckfarbe oder den Einsatz von Wachsen über das technisch notwendige Maß hinaus hindeuteten. Bei 45 % der Proben waren jedoch auffällige Gehalte an MOSH und MOAH nachweisbar. Da für mineralölbasierte Druckfarben Alternativen wie beispielsweise Monoester von Pflanzenölen zur Verfügung stehen und die Verunreinigung von Lebensmitteln mit Mineralölbestandteilen unerwünscht ist, wurden die Hersteller im Sinne der guten Herstellungspraxis auf das Untersuchungsergebnis hingewiesen.

 

Infokasten 1

Mineralölhaltige Druckfarben

Bei der Bedruckung von Papieren werden u.a. Farbpigmente eingesetzt, die nur durch Bindemittel in eine druckbare Form gebracht werden können. Die Aufgabe der Mineralöle ist es dabei die häufig in fester Form vorliegenden Bindemittel in Lösung zu bringen. Die Alternative zu mineralölbasierten Druckfarben sind Bindemittel basierend auf Monoestern aus Pflanzenölen.

Infokasten 2

Was sind Mineralölkohlenwasserstoffe?

„Mineralölkohlenwasserstoffe, sind chemische Verbindungen, die überwiegend aus Rohöl, aber auch synthetisch aus Kohle, Erdgas oder Biomasse hergestellt werden [4].“ Sie enthalten gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) und aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH). Mit Hilfe der Rohöldestillation und weiterer Aufreinigungsschritte, werden die Komponenten mit krebserzeugendem Potential entfernt (MOAH) Übrig bleiben überwiegend gesättigte Kohlenwasserstofffraktionen, die auch in Lebensmittelqualität Einsatz als Lebensmittelzusatzstoffe finden. Sie haben auf Grund ihrer Zusammensetzung unterschiedliche Eigenschaften. So bestehen ölig bis pastöse Produkte aus eher kurzkettige Kohlenwasserstoffen, während Wachse und feste Produkte einen höheren Anteil an langkettigen gesättigten Kohlenwasserstoffen enthalten. Rein von ihrer chemischen Struktur unterscheiden sich mineralölbasierte, synthetisch hergestellte Wachse kaum von natürlich vorkommenden Wachsen, wie zum Beispiel Bienenwachs. Daher werden auch die natürlichen Wachse zunächst bei der Mineralölmessung miterfasst und erst durch Rohstoffkontrollen kann der Ursprung der Wachse aufgeklärt werden. Auf Grund Ihrer strukturellen Ähnlichkeit ist jedoch die Anreicherung der Wachse unabhängig vom Ursprung im Körper denkbar. Derzeit ist jedoch noch nicht abschließend bewertet, was die genauen gesundheitlichen Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind.

 

Quellen

[1] EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), Scientific Opinion on Mineral Oil Hydrocarbons in Food, EFSA Journal 2012;10(6):2704

[2] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) -Empfehlung, XXV. Hartparaffine, mikrokristalline Wachse und deren Mischungen mit Wachsen, Harzen und Kunststoffen, Stand vom 01.09.2017, abrufbar unter https://bfr.ble.de/kse/faces/resources/pdf/250.pdf;jsessionid=1DA9E957BB047475E06375C1A28B6D7B

[3] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), XXXVI/2. Empfehlung Papiere, Kartons und Pappen für Backzwecke, Stand 01.09.2017, abrufbar unter https://bfr.ble.de/kse/faces/resources/pdf/362.pdf

[4] Empfehlung (EU) 2017/84 der Kommission vom 16. Januar 2017 über die Überwachung von Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln und Materialien und Gegenständen, die dazu bestimmt sind mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen.

 

Artikel erstmals erschienen am 04.05.2018