Eine schöne Bescherung: Weichmacher in Puppen!

Kinderpuppe aus Kunststoff.Immer zur Weihnachtszeit kommt die Qual der Wahl. Für die Kleinen soll es schließlich ein schönes Geschenk geben Doch die Palette der Puppen ist groß und eine richtige Entscheidung ist schwer. Vor allem, weil gerade Puppen aus Kunststoff eine Gefahr für unsere Kleinsten beinhalten können.

Das CVUA Stuttgart hat deshalb Kinderpuppen aus Kunststoff unter die Lupe genommen. Dabei wurden aus der angebotenen Palette von Puppen in Baden-Württemberg stichprobenartig 33 Proben auf gefährliche Weichmacher (Phthalate) geprüft.

 

Hintergrund und toxikologische Einordnung:
Die meisten Puppen für Kleinkinder sind aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC). Da dieses Material eigentlich starr und unflexibel ist, müssen sogenannte Weichmacher eingesetzt werden. Diese sorgen dafür, dass das Material nachgibt und sich daher viel angenehmer anfühlt. Von der Spielzeugindustrie werden als Weichmacher häufig noch Phthalate eingesetzt. Diese sind eine Sammelbezeichnung für eine Stoffgruppe, unter die zum Beispiel folgende Einzelstoffe fallen:
Dibutylphthalat (DBP), Diisononylphthalat (DINP), Di-2-ethylhexylphthalat (DEHP) und auch Butylbenzylphthalat (BBP).

Von den Phthalaten DEHP, BBP und DBP ist bekannt, dass sie über den Hormonhaushalt die Fortpflanzung und Entwicklung beeinflussen können.

 

Rechtliche Grundlagen:
Aufgrund der gesundheitlichen Bewertung einzelner Phthalate darf in der EU Spielzeug für Kinder unter 3 Jahren, welches in den Mund genommen wird, nicht mit diesen Stoffen hergestellt werden. Es ist nun geplant, bestimmte Phthalate für Kinderspielzeug generell zu verbieten. Kinder kommen mit diesen Stoffen beim Spielen mit den Puppen in Kontakt. Auch die häufig verwendete Kennzeichnung "Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet", schließt nicht sicher aus, dass Kleinkinder an das Spielzeug von größeren Geschwistern gelangen und es in den Mund nehmen.

 

Das CVUA zieht Bilanz:
Von insgesamt 33 untersuchten Puppen wiesen 17 Phthalate auf (siehe Abbildung). Diisononylphthalat konnte in 15 gefunden werden. Weitere Proben enthielten Di-2-ethylhexylphthalat und Dioctylphthalat. Da gerade die Hände, die Füße und der Puppenkopf selbst aus dem weichgemachten Kunststoff bestehen, kommen Kinder durch Schmusen, Küsschen geben oder auch mal am Daumen der Puppe lutschen, direkt mit den bedenklichen Stoffen in Kontakt.

 

Abbildung: Anzahl der Proben (in %), die mindestens in einem Puppenteil Phthalate enthalten.

Abbildung: Anzahl der Proben (in %), die mindestens in einem Puppenteil Phthalate enthalten.

 

Fazit:
Wie unsere Untersuchungsergebnisse zeigen, ist es möglich, auf phthalatfreie und gesundheitlich unbedenklichere Weichmacher auszuweichen. Hersteller, die noch Phthalate verwenden, wurden von uns aufgefordert, diese zu ersetzen.
Einigen Herstellern war die Problematik bewusst, sie hatten bereits die Phthalate ersetzt und die Produkte dementsprechend gekennzeichnet ("phthalatfrei", "frei von PVC"). Ist eine solche Puppe nicht zu finden, so besteht auch die Möglichkeit auf Textilpuppen auszuweichen.
Ansonsten besteht für den Verbraucher derzeit beim Kauf keine Möglichkeit phthalatfreie von phthalathaltigen Puppen zu unterscheiden. Wir raten deshalb, sich beim Hersteller zu erkundigen, welche Weichmacher eingesetzt werden.

 

Artikel erstmals erschienen am 17.12.2004