Kinetischer Sand – Sandkuchen backen im Haus

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Iris Eckstein, Magdalena Köhler

 

Mit Bezeichnungen wie Magic Sand, kinetischer Sand, Zaubersand oder Crazy Sand werden neuartige Spielsande für das Kinderzimmer angeboten. Auch für die kreative Pause im Büro ideal, nach einem Tipp in „Sonntag Aktuell“. Unsere Untersuchungen zeigten, dass nicht alle Produkte „100 % Safe“ sind, wie auf den Verpackungen versprochen. Von 12 untersuchten Proben wiesen 6 Mängel auf.

 

Was ist kinetischer Sand?

Es handelt sich um feinkörnigen, mineralischen Sand (Spielsand). Durch den Zusatz eines Bindemittels auf Silikonölbasis erlangt der Sand spezielle Eigenschaften. Er staubt nicht, ist formbar wie feuchter Sand und klebt nicht an Händen und Unterlagen.

 

Abbildung: Zaubersandproben.

Abbildung: Zaubersandproben.

 

Untersuchungsergebnisse

Insgesamt wurden 12 Proben von 6 verschiedenen Herstellern untersucht, davon wiesen sechs Produkte Mängel auf.

 

Vier Produkte, verschieden gefärbte Sande eines Herstellers, fielen durch ihren auffälligen Geruch nach Lösungsmittel auf. Das Lösungsmittel wurde als 1-Butanol identifiziert.
Weitere 2 Proben wiesen einen dumpfen, muffigen und chemischen Geruch auf. Es wurde ein Gemisch aus verschiedenen Stoffen, u.a. Naphthalinderivate und cyclische Alkane identifiziert.

 

Zum Schutz von Verbrauchern, insbesondere von Kindern, sollten Spielwaren keine ausgasenden Chemikalien enthalten. Im Produktionsprozess sollten z.B. Restmengen an Lösungsmitteln entfernt werden.

 

Eine wässrige Aufschlämmung der vier o.g. Sandproben mit einem Geruch nach Butanol zeigte eine alkalische Reaktion mit einen pH-Wert von ca. 11. Zur Bewertung des festgestellten pH-Wertes von 11 kann hilfsweise der für Fingermalfarben festgelegte Bereich von 4,0 bis 10,0 nach der DIN EN 71-7 herangezogen werden. Beim Spielen mit kinetischem Sand handelt es sich um eine vergleichbare Exposition wie bei Fingermalfarben. Der pH-Wert des kinetischen Sandes sollte u.E. auch innerhalb des genannten pH-Bereichs liegen.
Bei allen übrigen Sandproben lag der pH-Wert der Aufschlämmung im neutralen bis schwach sauren Bereich. Im Bereich der Chemikalien spricht man ab einem Wert von 11,5 von einem extremen pH-Wert, der eine Gefahrenkennzeichnung erforderlich machen kann.

 

Ein pink eingefärbter Sand war nicht schweißecht. Bei der Farbstoffidentifizierung wurde Rhodamin B festgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Substanz, die als möglicherweise krebserzeugend eingestuft ist. Die Verwendung des Farbstoffes ist deshalb seit vielen Jahren in kosmetischen Produkten verboten. Im Sinne eines vorsorgenden Verbraucherschutzes sollte auf die Verwendung des o.g. Farbstoffes auch in Spielwaren verzichtet werden.

 

Fazit

Der sog. kinetische Sand für Sandspiele in der Wohnung besitzt überraschende Eigenschaften. Teilweise sind qualitative Verbesserungen erforderlich. Verbraucher sollten vorsorglich grundsätzlich Spielwaren mit auffälligem Geruch meiden. Nach wie vor ist u.E. eine gute Alternative das Sandeln im Freien.

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 15.01.2016