Verbrauchertäuschung bei Meeresfrüchten

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Dr. Joachim Kuntzer

 

Längst hat die mediterrane und auch die asiatischen Küche bei uns Einzug gehalten. Ein Bestandteil dieser beiden Küchen sind Meeresfrüchte. Doch beim Kauf von Meeresfrüchten ist Vorsicht geboten. Bekommt der Verbraucher wirklich das, was er im Einzelhandel kauft oder in der Gastronomie bestellt? Wir haben den Test gemacht und 18 als „Meeresfrüchte“ ausgelobte Proben untersucht.

Was sind Meeresfrüchte?

Der Begriff „Meeresfrüchte“ ist rechtlich nicht definiert. Auch in den Leitsätzen des deutschen Lebensmittelbuchs werden „Meeresfrüchte“ nicht erläutert.

 

Bei Meeresfrüchten handelt es sich jedoch grundsätzlich um wirbellose Tiere aus dem Meer. Zu den Meeresfrüchten zählen beispielsweise

  • Krustentiere, wie Krabben
  • Schalentiere, wie Muscheln
  • Kopffüßler, wie Tintenfische

„Meeresfrüchte“ werden meist in Mischungen unterschiedlicher Zusammensetzung angeboten. Handelt es sich um eine Fertigpackung (meist TK-Ware), ist die Zusammensetzung dem Zutatenverzeichnis zu entnehmen. Beim losen Verkauf oder in der Gastronomie ist eine Nachfrage beim Verkäufer oder Gastronom erforderlich, um die Zusammensetzung zu erfahren.

 

Ein genauer Blick oder die Nachfrage lohnt sich, denn allzu oft werden den Meeresfrüchten Surimi beigemischt. Eine klare Verbrauchertäuschung, falls nicht auf die Verwendung von Surimi hingewiesen wird.

 

Foto "Meeresfrüchtesalat mit Surimi-Sticks."Foto 2 "Meeresfrüchtesalat mit Surimi-Sticks".

Meeresfrüchtesalate mit Surimi-Sticks (siehe Pfeile).

 

Was ist Surimi?

Bei Surimi handelt es sich um zerkleinertes Fisch- oder Krebsmuskelfleisch. Surimi ist kein neuartiges Produkt unserer Industriegesellschaft, sondern ein traditionelles Produkt aus Japan, das seit Jahrhunderten hergestellt wird. Je nach Ausgangsmaterial (z.B. Fischfilets oder Fischabschnitte) kann sich die heutige Ware bezüglich der Qualität deutlich von seinem Vorbild unterscheiden. Durch technologische Schritte wie Waschen und Auspressen wird eine weiße, pastöse, geschmacksneutrale Masse gewonnen. Dieser Masse werden zahlreiche Zusatzstoffe wie Polyphosphate, Sorbit, Sorbinsäure und zum Teil weitere Zutaten wie Soja- oder Hühnereiweiß und Aromen zugegeben. Mit Paprikaextrakt gefärbt, wird Surimi zu täuschend echt aussehenden Krustentieren wie Krabben oder Hummerschwänzen geformt. Ebenfalls im Handel sind Surimi-Sticks (Stangen aus mehreren aufgerollten Schichten). Hier besteht aufgrund der Form keine Verwechslungsgefahr mit Krustentieren.

 

Nach den „Leitsätzen für Fische, Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus“ des deutschen Lebensmittelbuchs müssen diese Produkte als „Surimi, Fischzubereitung aus Fischmuskeleiweiß geformt“ bezeichnet werden. Im Falle einer Nachbildung eines Krustentieres, wie beispielsweise einer Garnele, lautet die Bezeichnung „Surimi, Garnelenimitat aus Fischmuskeleiweiß geformt“.

 

Foto "Surimi-Sticks (Schichtung erkennbar, siehe Pfeil)".

Surimi-Sticks (Schichtung erkennbar, siehe Pfeil).

 

Foto "Surimi, Garnelenimitat aus Fischmuskeleiweiß geformt".

Surimi, Garnelenimitat aus Fischmuskeleiweiß geformt.

 

 

Unsere Ergebnisse

Von 18 Proben mit der Auslobung „Meeresfrüchte“ haben wir 9 Proben (= 50 %) wegen Irreführung beanstandet, da nicht auf die Verwendung von Surimi hingewiesen wurde. Die Proben stammten überwiegend aus der Gastronomie und aus Verkaufstheken im Einzelhandel. In einem Fall bestand der auf der Speisekarte angebotene Meeresfrüchtesalat ausschließlich aus Surimi-Sticks in Streifen geschnitten.

 

Die Proben haben wir ergänzend auf Zusatzstoffe untersucht, da diese bei der losen Abgabe auf dem Schild neben der Ware oder auf der Speisekarte kenntlich gemacht werden müssen. In drei Fällen konnten wir die Konservierungsstoffe Sorbin- und Benzoesäure nachweisen. Diese Proben haben wir zusätzlich wegen fehlender Kenntlichmachung von Zusatzstoffen beanstandet.

 

Verbrauchertipp

Schauen Sie sich die Ware genau an.

 

Surimi fällt auf durch

  • eine homogene, weiße Masse.
  • fehlende Faserstruktur.

 

Surimi-Sticks lassen sich zudem leicht aufrollen.


Auch im meist süßlichen Geschmack und im weichen Biss ist Surimi erkennbar.

Infokasten

Verbrauchertäuschung bei Meeresfrüchten

Bei „Meeresfrüchten“ handelt es sich um Krustentiere (z.B. Krabben), Schalentiere (Muscheln) oder Kopffüßler (Tintenfische) in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.


Wird den Meeresfrüchten Surimi beigemischt, ohne dies zu kennzeichnen, handelt es sich um eine Verbrauchertäuschung.

 

Surimi ist eine pastöse Masse aus Fisch-/Krebsfleisch, die mit Paprikaextrakt gefärbt zu täuschend echt aussehenden Krustentieren wie Krabben oder Hummerschwänzen geformt werden kann. Ebenfalls im Handel sind Surimi-Sticks (Stangen aus mehreren aufgerollten Schichten). Hier besteht aufgrund der Form keine Verwechslungsgefahr mit Krustentieren.

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 14.10.2014