Psittakose oder Ornithose?
Speziesspezifischer Nachweis von Chlamydien bei Haustieren mittels Real-Time-PCR

Chlamydien gehören zu den wichtigsten Zoonoseerregern, nicht nur wegen deren weltweiten Verbreitung und Vorkommen bei zahlreichen Tierarten, sondern auch wegen der von der Spezies abhängigen unterschiedlichen Bedeutung für Mensch und Tier.

 

Foto: Zwei blaue Papageien. Fotograf: Wieland Beck.Aufgrund von phylogenetischen Studien der 16S und 23S rRNA-Gene, wurde im Jahr 1999 durch Everett et al. die Familie der Chlamydiaceae in die zwei Genera Chlamydia (C.) und Chlamydophila (Cp.), sowie in neun verschiedene Spezies (C. trachomatis, C. suis, C. muridarum, Cp. psittaci, Cp. abortus, Cp. felis, Cp. caviae, Cp. pecorum, Cp. pneumoniae) eingeteilt. Laut der Neufassung der Psittakose-Verordnung vom 20.12.2005, liegt bei Papageien und Sittichen nur dann eine anzeigepflichtige Psittakose vor, wenn eine Infektion mit Cp. psittaci oder klinische Anzeichen bestehen. Bei einer Infektion von anderen Vögeln handelt es sich hingegen um eine meldepflichtige Ornithose. Bisher konnte jedoch in der Routinediagnostik noch kein Testsystem etabliert werden, das eine einfache Differenzierung der Chlamydienspezies ermöglicht.

Ziel der Studie ist es, eine Speziesdifferenzierung in der veterinärmedizinische Diagnostik zu ermöglichen und die tierartliche Häufigkeitsverteilung der verschiedenen tierpathogenen Chlamydienspezies (Cp. psittaci, Cp. abortus, Cp. pecorum, Cp. felis, Cp. caviae, C. suis) zu analysieren, hierfür wurde ein System von sieben Real-Time-PCR-Einzelassays (TaqMan®-System) etabliert. Dabei dienten das ompA-Gen sowie ribosomale RNA-Gene als Zielsequenzen für den spezifischen Erregernachweis. Zur Differenzierung der Chlamydien- Spezies außer Cp. psittaci wurde jeweils eine klassische TaqMan®-Sonde entworfen. Aufgrund einer sehr großen Homologie der Gensequenzen von Cp. psittaci und Cp. abortus wurden zur Identifizierung von Cp. psittaci zwei TaqMan®MGB-Sonden entwickelt. DNA-Proben von Psittaziden, Tauben und verschiedenen Säugetierarten, die in einer für die Familie der Chlamydiaceae spezifischen PCR bereits positiv getestet worden waren, wurden anschließend mit dem hier vorgestellten speziesspezifischen Real-Time- PCR-Verfahren nachuntersucht.

 

Schlußfolgerungen

  • Eine Differenzierung von tierpathogenen Chlamydienspezies ist mittels Real-Time PCR grundsätzlich möglich.
  • Bei Psittaziden und Tauben wurde nicht nur Cp. psittaci (16/23 ; 70%), sondern auch Cp. abortus (22%) nachgewiesen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Speziesdifferenzierung bei aviären Chlamydieninfektionen.
  • Bei Schweinen, Rindern und Schafen wurden jeweils mehrere Cp./Chlamydia-Spezies identifiziert.
  • Bei Katzen und Meerschweinchen war mit Cp. felis bzw. Cp. caviae jeweils nur eine Spezies nachweisbar.
  • Cp. felis und Cp. caviae konnten interessanterweise auch in Probenmaterial von Hunden festgestellt werden.

 

Autoren
A. Pantchev1, R. Bauerfeind2, K. Sachse3, J. Tyczka2 und R. Sting1

1 Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart

2 Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere, Justus-Liebig-Universität Giessen

3 Nationales Referenzlabor für Psittakose, Friedrich-Loeffler-Institut Jena

 

Bildernachweis
Wieland Beck, alle Rechte vorbehalten.

 

Download
Poster "Psittakose oder Ornithose? Speziesspezifischer Nachweis von Chlamydien bei Haustieren mittels Real-Time-PCR"

 

 

Artikel erstmals erschienen am 05.07.2006