Blauzungenkrankheit nun auch in Baden-Württemberg

Die bis 2006 in Europa nur in den südlichen Mittelmeerländern aufgetretene Blauzungenkrankheit hat mittlerweile auch Baden-Württemberg erreicht. Das aktuelle Sperrgebiet reicht vom Main-Tauber-Kreis im Norden bis zum Ortenaukreis im Süden. Betroffen sind vor allem Rinder und Schafe.

 

Wie erkennt man die Blauzungenkrankheit?

Beim klassischen Verlauf der Blauzungenkrankheit (engl. Bluetongue) zeigen die betroffenen Tieren im akuten Stadium Fieber, ein gestörtes Allgemeinbefinden, Schwellungen (Ödeme) der Schleimhäute, blutige Erosionen an Maul und Nase, Bindehautentzündungen, Lahmheiten und erschwerte Atmung. In schweren Fällen ist im Anfangsstadium eine geschwollene, blau verfärbte Zunge zu beobachten. Viele der betroffenen Tiere erholen sich wieder von der Krankheit, einige erkranken allerdings so schwer, dass sie in Folge der Infektion verenden oder aber aus Tierschutzgründen getötet werden müssen.

Eigene pathologisch-anatomische Untersuchungen im CVUAS zeigen, dass zu Beginn der Erkrankung die für die Blauzungenkrankheit als typisch beschriebenen Ödeme im Kopfbereich bei Rindern und auch bei Schafen in vielen Fällen nur sehr gering ausgeprägt und somit nicht immer offensichtlich sind. Die anfänglich vorhandenen Erosionen und Blutungen gehen im späteren Verlauf der Infektion in diphtheroide, mit Belägen behaftete Entzündungen über. Damit ist sowohl das klinische als auch das Sektionsbild nicht immer eindeutig. Als Differenzialdiagnosen kommen Bovine Virusdiarrhoe / Mucosal Disease (BVD/MD), Bösartiges Katarrhalfieber (BKF), Schafpocken, Infektiöse Rhinotracheitis (IBR) und auch Maul- und Klauenseuche (MKS) in Betracht.

Die Blauzungenkrankheit unterliegt der Anzeigepflicht!
Jeder Verdacht muss dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden!

 

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Welche Untersuchungen verschaffen Klarheit?

Bei allen Fällen mit unklarem klinischem Bild und/oder einem unklaren pathologisch-anatomischen Krankheitsbild ist es dringend notwendig, den virologischen und serologischen Erregernachweis zu erbringen. Das CVUAS untersucht im Verdachtsfall Serumproben auf Antikörper gegen das Blauzungenvirus. Das Blauzungenvirus selbst wird im CVUAS in EDTA-Blutproben mittels Genomnachweis (PCR) nachgewiesen.

 

Woher kommt die Blauzungenkrankheit?

Bis zum Jahr 2006 galt die Blauzungenkrankheit der Wiederkäuer als „exotische Tierseuche“, die in Europa nur in den südlichen Mittelmeerländern auftrat.

Um so größer war die Überraschung, als im August 2006 in Nordrein-Westfalen die Blauzungenkrankheit zum ersten Mal bei Rindern in Deutschland nachgewiesen wurde. Die zweite Welle der Blauzungenkrankheit hatte in 2007 ihren Beginn erneut in Nordrhein-Westfalen und hat bis heute weite Teile des Bundesgebietes überzogen, darunter auch neuerdings Baden-Württemberg.

Bei dem Erreger der Blauzungenkrankheit handelt es sich um ein Virus, das nur mit Hilfe bestimmter Mücken übertragen wird. Wenn ein infizierter Wiederkäuer von einer Mücke gestochen wird, saugt die Mücke das virushaltige Blut. In der Mücke kann sich das Virus dann vermehren und wird beim nächsten Stich auf einen anderen Wiederkäuer übertragen. Die bisher als Hauptüberträger bekannte Mückenart Culicoides imicola, eine nur wenige Millimeter große Gnitze, ist sehr wärmeliebend und kommt in Mittel- und Nordeuropa nicht vor. Offensichtlich sind aber auch die weiter nördlich beheimateten Gnitzen dazu in der Lage, das Virus weiterzugeben. Die winzigen Insekten werden mit dem Wind über große Entfernungen transportiert. Dies kann zu einer Verschleppung des Virus in neue, bisher nicht befallenen Gebiete führen. Mit einer Ausweitung der jetzigen Restriktionszonen ist also zu rechnen.

Das Virus infiziert Schafe, Ziegen und Rinder, aber auch Kamele und Wildwiederkäuer. Eine direkte Ansteckung von Wiederkäuer zu Wiederkäuer findet nicht statt. Der Mensch ist für das Virus nicht empfänglich, so dass auch beim Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen, keine Gefahr für den Menschen besteht.

 

 

Weitere Informationen

Friedrich-Loeffler-Institut
http://www.fli.bund.de

Pressemitteilung des MLR vom 18.09.2007
Blauzungenkrankheit in Baden-Württemberg bei Rindern und Schafen durch das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt

 

 

Artikel erstmals erschienen am 08.10.2007