Weihnachten ohne Zimtgebäck? Nein - aber weniger ist mehr!

Allgemeines
Foto: Zimtstangen in weihnachtlicher Dekoration, Copyright www.picstyle.de.Zimt ist ein beliebtes Gewürz, das bereits etwa 2700 v. Chr. im Kräuterbuch des chinesischen Kaisers Shen Nung erwähnt wird. Gegenwärtig ist Zimt bei der haushaltsmäßigen und der industriellen Zubereitung von Lebensmittel nicht mehr wegzudenken: Der süßlich-würzig schmeckende Zimt mit seiner leichten Schärfe wird vielfach verwendet, wie z.B. bei Weihnachtsplätzchen, Kuchen und Süßspeisen wie Milchreis oder Kompott, Pflaumenmus, Bratäpfel mit Zimt, Glühwein und Punsch, ebenso wie bei Magenbitter und Kräuterlikör. Als Gewürz wird Zimt üblicherweise nicht regelmäßig und nicht in großen Mengen aufgenommen. Seit etwa zwei Jahren sind jedoch Zimtkapseln oder -tabletten als diätetische Lebensmittel für Diabetiker bzw. als Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Bei diesen werden mit der empfohlenen Verzehrsmenge z.T. mehrere Gramm Zimt bzw. Zimtextrakt pro Tag über einen längeren Zeitraum aufgenommen.

Zimt ist die getrocknete, von der Außenrinde, bzw. vom Kork befreite Rinde von verschiedenen Bäumen aus der Familie der Lorbeergewächse. Die mit Abstand am häufigsten verwendeten Zimtarten sind bei uns Cassia-Zimt und Ceylon-Zimt. Sie kommen überwiegend in Stangenform, jedoch auch als Zimtpulver in den Verkehr. Gemahlener Zimt wird überwiegend aus Cassia hergestellt.

Zimt enthält, wie alle als Gewürze und Kräuter verwendeten Pflanzen, sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe. Das typische Zimtaroma stammt hauptsächlich von dem im ätherischen Öl des Zimts enthaltenen Zimtaldehyd.

 

Cumarin – natürlicher Aromastoff und giftige Substanz
In einigen besonders in der Weihnachtszeit sehr beliebten Zimtgebäcken wurden teilweise beträchtliche Gehalte an Cumarin nachgewiesen. Cumarin ist ein Aromastoff, der nach frischem Heu und Waldmeister duftet und im Pflanzenreich weit verbreitet ist. So kommt er auch im Zimt vor und gelangt auf diesem Wege in das Weihnachtsgebäck. Werden größere Mengen an Cumarin wiederholt und über einen längeren Zeitraum aufgenommen, so kann dies bei empfindlichen Personen Leberschäden verursachen. Daher ist der durch aromatisierende Zutaten in Lebensmitteln bedingte Cumaringehalt vorsorglich limitiert. Aus der medizinischen Literatur sind bisher jedoch keine Fälle bekannt, die auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von mit Zimt gewürzten Lebensmitteln und entsprechenden Erkrankungen der Leber schließen lassen. Chemisch reines Cumarin darf zur Herstellung von Lebensmitteln nicht verwendet werden. Im Cassia-Zimt sind durchschnittlich ca. 3 - 4 g Cumarin pro kg, im Ceylonzimt nur Spuren davon (wenige mg/kg) enthalten.

 

Verzehr von cumarinhaltigen Erzeugnissen
Zur Bewertung der Gesundheitsschädlichkeit von Zimt und zimthaltigen Produkten wird eine unbedenkliche tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert) von 0,1 mg Cumarin /kg Körpergewicht zugrunde gelegt (Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 18. August 2006). Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht die Gefahr einer erhöhten Cumarinaufnahme bei üblichen Verzehrsgewohnheiten weniger bei Erwachsenen sondern wegen ihres geringen Körpergewichts am ehesten bei kleinen Kindern. Die nachfolgende, zwischen dem Bund und den Ländern abgestimmte, Tabelle gibt einen Überblick über die üblichen, angenommenen Verzehrsmengen für Kinder (Körpergewicht 15 kg). Enthalten die dort aufgeführten Lebensmittel durchschnittliche Cumaringehalte, können sie in der angegebenen Menge unbedenklich verzehrt werden. Werden jedoch erhöhte und gesundheitlich bedenkliche Cumarinmengen festgestellt, werden die Produkte beanstandet und aus dem Verkehr genommen.

 

 

Produkt Tägliche durchschnittliche Verzehrsmenge (übliche Portionsgröße)
1. Zimtsterne (ca. 40 Kcal pro Zimtstern) Kinder: 4 Zimtsterne á 5,6 g = 22, 4 g
2. Lebkuchen (ca. 400 Kcal pro 100 g) Kinder: 1 großen 30 g
3. Milchreis/Griesbrei mit Zucker + Zimt ( ca. 220 Kcal pro Portion) Kinder: 1 Portion á 200 g
4. Zimthaltige Müsliriegel á 35 g oder ca. 100 Kcal pro Riegel Kinder: 2 Portionen = 70 g
Zimthaltige Müsli á 330 Kcal pro 100 g Kinder: 1 Portion á 75 g
5.
6.
Glühwein,
Kinderpunsch
Erwachsene: 1 Becher à 200 ml
Kinder: 1 Becher à 200 ml

 

Im Rahmen des vorsorgenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes wird deshalb, auch im Hinblick auf das nahende Weihnachtsfest, empfohlen, dass vor allem Kinder zimthaltige Lebensmittel (insbesondere Zimtsterne, Milchreis mit Zimt, Frühstückscerealien mit Zimt oder mit Zimt gewürzter Kinderpunsch) möglichst nicht täglich und nur in geringen Mengen verzehren sollten. Bei der Herstellung von Zimtgebäck im eigenen Haushalt sollte vorrangig Ceylon-Zimt verarbeitet werden.

 

Zimtpräparate
Nach derzeitigem Kenntnisstand wird außerdem dringend empfohlen, von dem Verzehr von Diätprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln (Zimtkapseln – bzw. –tabletten) auf der Basis von Cassia-Zimtpulver Abstand zu nehmen. Hier kann sich in Abhängigkeit von der Dosierung eine zu hohe Aufnahmemenge an Cumarin ergeben.

Aktuell werden Zimtkapseln oder -tabletten in hochdosierter Form aufgrund der Bewertungen der zuständigen Bundesinstitute grundsätzlich als Arzneimittel eingestuft. Da diese nicht zugelassen sind dürfen sie nicht im Verkehr sein. Nicht zugelassene Arzneimittel, die als Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel vermarktet werden, können nicht unerhebliche gesundheitliche Risiken bergen, da sie nicht die für Arzneimittel erforderliche Prüfungen durchlaufen haben.

 

 

Symbol für den Verbrauchertipp. Empfehlungen für Verbraucher
Es wird empfohlen:

  • zimthaltige Lebensmittel maßvoll zu verzehren; dies gilt besonders für Kleinkinder,
  • auf den Summationseffekt beim Verzehr verschiedener zimthaltiger Lebensmittel zu achten,
  • Kleinkindern nur einmal pro Woche eine zimthaltige Mahlzeit anzubieten,
  • Zimt bei der Speisenzubereitung im Haushalt nur sparsam zu verwenden,
  • auf Zimtpräparate als Nahrungsergänzungsmittel bzw. als diätetische Lebensmittel völlig zu verzichten.

 

Bildernachweis
Zimtstangen, Copyright Picstyle.de

 

 Weitere Informationen:

Zusammenfassung der Ergebnisse Cumarin in Zimt und anderen Lebensmitteln, Stand 26.10.2006

 

 

Artikel erstmals erschienen am 26.10.2006