Frau Abteilungsleiterin Anne Leukhardt besucht das CVUA Karlsruhe

Stephan Walch (CVUA-Karlsruhe)

 

Frau Anne Leukhardt, die neue Leiterin der Abteilung 3 „Verbraucherschutz und Ernährung“ aus dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), besuchte am 10.11.2017 als erstes der fünf Untersuchungsämter in Baden-Württemberg das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe und überzeugte sich von der Leistungsfähigkeit des Amtes.

 

In Begleitung von Frau Petra Mock, der Referatsleiterin für Lebensmittelwesen, Lebensmittel- Wein- und Trinkwasserüberwachung am MLR, wurde Frau Leukhardt die Aufgabenvielfalt des CVUA Karlsruhe vorgestellt. Bei einem einführenden Gespräch lernte sie die aktuellen Arbeitsschwerpunkte kennen und bekam einen ersten Eindruck über die Untersuchungsbereiche der Abteilungen. Bei einem Rundgang durch die Labore wurden Frau Leukhardt ausgewählte Schwerpunkte vorgestellt. Dazu gehörten die Themen „Untersuchungen mittels NMR - Nuclear Magnetic Resonance zur Authentizitätskontrolle von Lebensmitteln“, „Kosmetische Mittel mit Schwerpunkt MOSH-MOAH“, „Untersuchung von Proben aus dem Internet-Handel“, „Sektionsräume der tierärztlichen Diagnostik“, „Wasserzusatz zu Fisch“ und „Nationaler Rückstandskontrollplan (NRKP)“.

 

Herkunft und Echtheit mittels NMR: Leuchtturm-Projekt des CVUA Karlsruhe

Zum Beginn des Rundgangs konnten die Beschäftigten Frau Leukhardt die modernste Analysentechnik des Hauses präsentieren. Ein Leuchtturm-Projekt des CVUA Karlsruhe ist die Analytik mittels NMR. Diese Technologie, die ähnlich wie ein aus der Humanmedizin bekanntes MRT arbeitet, wird seit 2010 zentral für Baden-Württemberg in Karlsruhe für die Untersuchung von Lebensmittelproben eingesetzt, wenn es um den Nachweis von Herkunft und Echtheit geht. Die Untersuchung von Honigproben auf Sortenreinheit oder von Säuglingsnahrung auf Fälschungen gelingt dabei ebenso wie die Untersuchung von Spirituosen auf deren Echtheit.

 

Von links nach rechts im Bild Frau Leukhardt, Herr Walch (Dienststellenleiter des CVUA Karlsruhe), sein Vertreter Herr Dr. Marx und Herr Dr. Kuballa. Der Leiter des NMR-Teams. Im Hintergrund sind Poster mit Themen der NMR-Diagnostik erkennbar.

Bild 1: Herr Dr. Kuballa (rechts) stellt Frau Leukhardt (links) die Herkunfts- und Echtheitsuntersuchung von Lebensmitteln im NMR-Labor vor (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

Untersuchung kosmetischer Mittel

Die Untersuchung von kosmetischen Mitteln wird als Zentralaufgabe für Baden-Württemberg in Karlsruhe durchgeführt. Aus aktuellem Anlass stellten die Kosmetiksachverständigen Frau Leukhardt das Projekt zum Nachweis von Mineralölrückständen in Kosmetika vor. Der Ausgangsstoff für die Herstellung von Kosmetika muss frei von kanzerogenen Bestandteilen sein. Dabei sind die gesundheitlichen Risiken der Aufnahme von Mineralölbestandteilen aus kosmetischen Mitteln über die Haut noch nicht vollständig geklärt. Um mehr Daten hierüber zu erhalten, werden derzeit Untersuchungen von sogenannten MOSH bzw. MOAH-Gehalten in kosmetischen Mitteln durchgeführt. Als MOSH werden gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe bezeichnet, bei MOAH handelt es sich um aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe. Durch NMR und LC-GC-Untersuchungen wird derzeit durch das CVUA Karlsruhe eine repräsentative Datengrundlage für die Risikobewertung geschaffen.

 

Das Bild zeigt die Gruppe des Kosmetik Teams. Im Hintergrund ist ein Labortisch mit verschiedenen kosmetischen Produkten erkennbar

Bild 2: Frau Kratz (vorne links im Bild) und das Kosmetik-Team des CVUA Karlsruhe stellen den Zentralbereich zur Untersuchung kosmetischer Mittel vor (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

 

Im Hintergrund sind Abzüge mit heruntergeschobener Schutzscheibe und einem davor angebrachten Poster zu sehen, Das Poster zeigt die einzelnen Schritte der Untersuchung von der Probe bis zum Ergebnis.

Bild 3: Frau Weber, Leiterin des Forschungsprojektes MOSH-MOAH (links im Bild), stellt Frau Leukhardt erste Ergebnisse vor (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

Proben aus dem Internet-Handel

Auch die Untersuchung von Proben aus dem Internethandel interessierte Frau Leukhardt sehr. Der Onlinehandel mit Lebensmitteln boomt unvermindert. Es besteht somit die dringende Notwendigkeit, die Angebote von Lebensmitteln, aber auch kosmetischen Mitteln und Arzneimitteln im Internet intensiver zu überprüfen. Diese Aufgabe führt das CVUA Karlsruhe gemeinsam mit der Stabstelle für Ernährungssicherheit am RP Tübingen (SES) erfolgreich durch. Unsichere oder gar krankmachende Produkte müssen dabei erkannt werden. Aktuelle Beispiele wie Testkäufe von kühlpflichtigen Produkten oder Schlankheitsmitteln wurden vorgestellt.

 

Eine Gruppe von Personen betrachtet eine eckige Transportbox aus Styropor.

Bild 4: Frau Rajcic de Rezende (rechts im Bild) präsentiert Testkäufe aus dem Internethandel, u.a. erläutert Einzelheiten zu ungeeigneten Transportverpackungen für kühlpflichtige Lebensmittel (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

Sektionsräume der tierärztlichen Diagnostik

In der nächsten Station des Rundgangs konnten die Beschäftigten Frau Leukhardt die modernen Sektionsräume präsentieren. Diese erst 2011, nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts, bezogenen Räumlichkeiten, einschließlich der installierten Röntgenanlage, für die tierärztliche Diagnostik in Karlsruhe entsprechen den aktuellen Rechtsvorschriften für die Untersuchung von Tieren auf die Krankheits- bzw. Todesursache. Wie viel Fachkenntnisse und Erfahrung für diese Tätigkeit notwendig sind, konnte Frau Leukhardt an den gerade abgeschlossenen Sektionen mehrerer Hühner gezeigt werden.

 

Wasserzusatz zu Fisch

Seit 2012 fielen zunächst Pangasiusfilets durch veränderte sensorische Eigenschaften und eine auffällige chemische Zusammensetzung mit erhöhtem Wasser- und erheblich vermindertem Eiweißgehalt auf. Nachdem beim CVUA Karlsruhe eine neue Analysenmethode zur Bestimmung von alkalischen Carbonaten entwickelt wurde, konnten im Weiteren zahlreiche Fischproben identifiziert werden, bei denen Wasser durch die Anwendung alkalischer Zusatzstoffe gebunden wurde und die nach dem Ergebnis der chemischen Untersuchung zu etwa 30-50 % aus zugesetztem Wasser bestanden. Nach den Pangasiusfilets wurden auch alkalisch behandelte Tintenfischtuben, Seeteufel aus dem Pazifik, Rotbarsch aus dem Pazifik und Alaska Seelachs mit zugesetztem Wasser festgestellt.
Mit Frau Leukhardt wurden zur Demonstration der sensorischen Effekte dieser Behandlung eine unbehandelte und eine mit Carbonat behandelte Pangasiusfiletprobe verkostet. Hierbei zeigten sich die Unterschiede zwischen diesen beiden Produkten nach dem Garen vor allem in der weichen gelleeartigen Konsistenz und dem leicht salzigen Geschmack des behandelten Erzeugnisses.

 

Das Bild zeigt Frau Leukhardt mit einer Gabel in der Hand bei der Verkostung einer Reihe von durcherhitzten Fischfilets. Die Filets sind auf Tellern auf einem Labortisch angerichtet. Daneben steht eine Gruppe weiterer Personen.

Bild 5: Frau Abteilungsleiterin Anne Leukhardt wurden im Gespräch mit Herrn Dr. Möllers zur Täuschung geeignete Fischerzeugnisse vorgestellt (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

Nationaler Rückstandskontrollplan (NRKP)

Die Überwachung tierischer Lebensmittel auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe wird europaweit nach einheitlichen Maßstäben durchgeführt. Jeder Mitgliedstaat ist dazu verpflichtet, jährlich einen nationalen Kontrollplan zu erstellen und die Kontrollen entsprechend durchzuführen. Im nationalen Rückstandskontrollplan (NRKP) sind bundesweit Vorgaben zum Mindestprobenumfang, zum Stoffspektrum, für die anzuwendende Methodik und zur Probenahme festgelegt. Die Probenahme erfolgt zielorientiert. Das bedeutet, dass Kenntnisse über örtliche oder regionale Gegebenheiten berücksichtigt werden und dass Hinweisen auf unzulässige oder vorschriftswidrige Tierbehandlungen nachgegangen wird. Im Rahmen des NRKP werden alle der Lebensmittelgewinnung dienenden Tierarten sowie Primärerzeugnisse wie Eier, Milch und Honig überwacht. Der Hauptteil der untersuchten Proben stammt aus Schlachthöfen, ein bestimmter Anteil der Proben wird aber auch direkt in Erzeugerbetrieben vom lebenden Tier (Urin, Blutplasma) erhoben. Am CVUA Karlsruhe werden für Baden-Württemberg insgesamt etwa 11000 Proben pro Jahr nach dem Nationalen Rückstandskontrollplan (NRKP) auf pharmakologisch wirksame Stoffe unter Einsatz von chemisch-physikalischen Methoden analysiert.

 

Herr Dr. Marx der stellvertretende Dienststellenleiter des CVUA Karlsruhe (rechts im Bild) und eine Mitarbeiterin der Abteilung 3 (Mitte) stellen Frau Leukhardt (rechts im Bild) die Aufgabengebiete des NRKPs in den Räumlichkeiten der Abteilung für pharmakologisch wirksame Rückstände des CVUA Karlsruhe vor.

Bild 6: Herr Dr. Marx der stellvertretende Dienststellenleiter des CVUA Karlsruhe (rechts im Bild) und eine Mitarbeiterin der Abteilung 3 (links) stellen Frau Leukhardt (mitte) die Aufgabengebiete des NRKPs in den Räumlichkeiten der Abteilung für pharmakologisch wirksame Rückstände des CVUA Karlsruhe vor (Foto: CVUA Karlsruhe).

 

 

Frau Leukhardt lobte die Initiative des CVUA Karlsruhe für die Etablierung vielfältiger Techniken und Methoden in der amtlichen Lebensmitteluntersuchung. Sie bekräftigte dabei auch die Notwendigkeit der erforderlichen personellen Ausstattung für die Aufgabenerledigung.
Besonders beeindruckt war Frau Leukhardt vom Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Untersuchungsamtes, die ihr bei allen vorgestellten Themen im Haus durch die engagierten Beiträge erkennbar war.

Frau Abteilungsleiterin Leukhardt kam nach dem Rundgang und den Gesprächen zu einem ersten Fazit: „ das Untersuchungsamt in Karlsruhe hat mir eindrucksvoll einen Einblick in seine für den Verbraucherschutz hochaktuellen Aufgaben und die hohe Leitungsfähigkeit des Hauses gegeben.“

 

Hintergrundinformationen

Das CVUA Karlsruhe ist für den Regierungsbezirk Karlsruhe für die flächendeckende Untersuchung von Lebensmitteln und Proben der tierärztlichen Diagnostik zuständig. Darüber hinaus werden Aufgaben, wie z.B. die Untersuchung von Arzneimitteln, kosmetischen Mitteln und Proben auf Tierarzneimittelrückstände zentral für Baden-Württemberg bearbeitet. Auch die anderen CVUAs des Landes in Stuttgart, Sigmaringen und Freiburg untersuchen Proben im Rahmen des gesundheitlichen und wirtschaftlichen Verbraucherschutzes. Das staatliche tierärztliche Diagnostikzentrum STUA Aulendorf untersucht zusätzlich diagnostische Proben in landesweiten Überwachungs- und Bekämpfungsprogrammen.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 17.11.2017