Nachweis der Herkunft

Dr. E. Annweiler, Dr. S. Erich (jeweils CVUA Freiburg)

 

Regionale Produkte voll im Trend - Herkunftsnachweis als neue Herausforderung der Lebensmitteluntersuchung

 

Die Herkunft von Lebensmitteln ist in den letzten Jahren immer mehr in den Blickpunkt gerückt. Vermehrt werden neben den typischen saisonalen Lebensmitteln wie Spargel und Erdbeeren auch andere Produkte, darunter Fleisch oder Eier, mit Regionalität beworben. Viele Verbraucher sind bereit für regionale Lebensmittel einen Mehrpreis zu zahlen, da diese durch kurze Transportwege frisch in den Handel gelangen und gezielt Erzeuger vor Ort unterstützt werden.

 

Verlässliche Angaben zur Herkunft von Lebensmitteln werden aber nicht nur vom Verbrau-cher eingefordert, sondern durch EU-Verordnungen auch zunehmend geregelt. Darunter fallen Produkte, die von der EU als Erzeugnisse mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U. oder protected denomination of origin = PDO) oder mit geschützter geographischer Angabe (g.g.A. oder PGI = protected geographical indication) anerkannt worden sind.

Label PDO, PGI

Mit der Stabilisotopen-Methode steht neuerdings eine Untersuchungsmethode zur Verfügung, mit der die geografische Herkunft verschiedenster Lebensmittel gezielt untersucht werden kann.

 

Einsatz der Stabilisotopen-Methode bei der Herkunftsbestimmung

Wichtiges Einsatzgebiet der Stabilisotopen-Methode ist die Herkunftsüberprüfung bei hochpreisigen, z.B. saisonalen Produkten wie Spargel oder Erdbeeren. Auch Indizien auf Anbau im beheizten Gewächshaus statt im Freiland oder auf konventionelle statt ökologischer Erzeugung können erhalten werden.

 

Zur Überprüfung der Herkunft im Rahmen der Lebensmittelüberwachung erfolgt der Vergleich der Stabilisotopenwerte der unbekannten Probe mit den Isotopenverhältnissen authentischer Proben. Als authentische Proben werden z.B. Lebensmittelproben bekannter Herkunft bezeichnet, die durch eine amtliche Probenahme durch die Qualitätskontrolleure der Regierungspräsidien direkt vom Feld entnommen werden.

 

Auch der Vergleich mit den Daten aus der erweiterten laboreigenen Datenbank, die auch Handelsproben umfasst, sowie gegebenenfalls der Abgleich mit Daten aus weiteren Bundesländern lässt Falschdeklarationen erkennen. Voraussetzung für eine Differenzierung ist, dass sich die Regionen in ihrer Isotopensignatur deutlich genug voneinander unterscheiden. Mit Hilfe der Stabilisotopenmethode gelingt es immer wieder Etikettenschwindel mit falschen Herkunftsangaben aufzudecken.

 

Anwendungsbeispiel

Erdbeeren
ErdbeereErdbeeren kommen in der Vorsaison aus wärmeren Ländern oder aus dem Treibhausanbau auf den deutschen Markt. Doch gerade die Möglichkeit, Produkte mit regionaler Herkunftsangabe bevorzugt und zu höheren Preisen absetzen zu können, führt immer wieder dazu, dass billigere Ware anderer Herkunft durch Etikettenschwindel „regionalisiert" wird. Dabei wird zum einen der Verbraucher über die Herkunft der Ware getäuscht, aber auch die heimischen Erzeuger werden geschädigt.

 

Die risikoorientierte Überprüfung der Herkunftsangabe bei Erdbeeren erfolgt gezielt zu Beginn der Saison, da zu diesem Zeitpunkt das Angebot an heimischer Ware noch rar und der Preis hoch ist. So besteht ein besonders großer Wettbewerbsvorteil für Erdbeeren aus der Region.

 

So konnten z.B. als heimisch deklarierte Erdbeeren einer spanischen Herkunft zugeordnet werden (siehe Abbildung).

Differenzierung von Erdbeerproben der Ernte 2014

Abbildung: Differenzierung von Erdbeerproben der Ernte 2014 nach ihrer Herkunft mittels Stabilisotopen-Methode; grüne Datenpunkte: regionale Vergleichsproben; rote Datenpunkte Erdbeerproben mit Verdacht auf falsche Herkunftsangabe; rosa Datenpunkte: Erdbeerproben spanischer Herkunft.

 

 

Infokasten

Unsere Nahrung ist im Wesentlichen aus den chemischen Elementen Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel (H, C, N, O, S) aufgebaut. So besteht z.B. das in Pflanzen und Tieren enthaltene Wasser (H2O) aus den Elementen Wasserstoff und Sauerstoff im Atomverhältnis 2:1.
Die Stabilisotopen-Methode beruht darauf, dass die genannten Elementen aus einer leichten (96-99,9%) und einer schweren (0,1-4 %) Atomsorte (= Isotop) bestehen. So gibt es z.B. bei Wasserstoff ein leichtes (1H) und ein schweres (2H) stabiles Isotop *). Daraus gebildete H2O-Moleküle können also geringfügig leichter oder schwerer sein.

Weil schwere Moleküle „träger" reagieren, kommt es bei physikalischen und biochemischen Prozessen in der Natur zu Variationen der Isotopenverhältnisse (Abb.1). Diese sehr geringen Variationen lassen sich mit der Stabilisotopen-Methode äußerst empfindlich messen. Regelrechte geographische Isotopenmuster ergeben sich so z.B. bei den Niederschlägen. Anhand des Isotopenmusters sind Rückschlüsse auf Anbauregionen, Rohstoffverwendung bzw. Herstellungs- und Anbaumethoden möglich.

*) Das natürlich vorkommende Tritium (3H) ist nicht mehr stabil, sondern radioaktiv. Radioisotopen-Methoden bilden einen eigenen Analytik-Bereich.

Niederschlagswasser prägt das Isotopenverhältnis

Abbildung: Wasser verdunstet aus den Ozeanen, wird in der Atmosphäre transportiert und regnet ab. Dabei verändern sich die Isotopenverhältnisse. Das Niederschlagswasser prägt das Wasser-Isotopenverhältnis der Pflanzen.

 

 

Bildnachweis

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Artikel erstmals erschienen am 05.04.2016